Dienstag, 10. Juni 2014

Was ist Liebe?

Fließende Bewegungen, ein Tanz. Eine Geimeinsamkeit. Der sanfte Duft von Feuchtigkeit.
Die leisen Atemzüge, die nebligen Atemschwaden in der Luft. Stille Augenblicke. Augenkontakt. Keine Rührung. Kein Berühren. Einfache Liebe. Einfaches Verführen.
"Du liebst mich." hatte sie gesagt. Und ihre Stimme war Kalt, ihre Stimme war Stahlhart. Es war eine Tatsache. Und ihre Stimme war Leicht, ihre Stimme war Warm, war Zart. Denn sie liebte. Sie liebte ihn. Und sie lebte. Lebte für ihn. Und er hatte Geschwiegen. Hatte sie durch seine kindlichen Augen angeblickt, in ihre Augen geblickt. In ihre Wolfsaugen geblickt. Welcher Engel hatte sie wohl geschickt? Sie war der Engel selbst, war sein Engel. Er war er selbst, bei sich selbst. Bei ihr. Bei ihnen. Und er atmete, atmete ihren Atem, ihre Luft, sie war seine Luft, sie war was er atmete.
"Du liebst mich, obwohl ich so Irre bin." hatte sie gesagt. Und sie hatte gelacht. Und ihr Lachen erstarb. Und sie horchte. Als würde sie Füße über ihnen hören, als würde sie ein Traben hören. Das Traben einer Herde. Das Traben von Pferden. Doch das Einzige, dem sie lauschte, das war sein Atem. War sein Herz. Und sie sah ihn wieder an. Und sie legte ihren Kopf an seine Brust. "Du solltest mich nie lieben." flüsterte sie leise. Schmerz in ihrer Stimme. Schmerz in ihren Augen. Schmerz in ihrer Brust. Und sie krampfte zusammen. Und sie weinte. Was tat er? Er strich mit der Hand durch ihr Haar. Ihr goldenes Haar. Ihr duftendes Haar. Keiner würde ihn jeh daran hindern, sie zu lieben. So zu lieben. Nicht sie, niemand. Er wusste nicht warum er sie liebte. Er tat es. Er war für sie bestimmt. War die Hälfte, die sie nicht hatte. Die Hälfte, die sie ergänzte. Die Hälfte, die sie brauchte. Doch noch viel mehr brauchte er sie. In seinem Schweigen. Er blinzelte. Sah an die Decke. Strich mit den Fingern über ihren Rücken. Ließ die warmen Tränen seine Brust entlangfließen. Ließ die Kälte sie umhüllen. Winter. Winterkälte. Sie hatten keine Heizung, sie hatten nur sich selbst. Hatten nur ihre Liebe. Ihre Leidenschaft. Sie würden sich selbst erhitzen, bis sie nicht mehr konnten. Bis er platze. Und er platzte;"Ich weiß nicht, warum ich dich liebe. Ich tue es. Du bist so anders. Anders als alle anderen. Anders als ich. Ja, du bist Irre. Doch ich bin Irre in mir drin. Und ich schweige. Immerzu. Ich will nur dich hören. Ich will dich hören, weil ich Angst habe, etwas zu verpassen. Von deinen wunderschönen Worten, deiner wunderschönen Stimme. Von dir. Du bist so wunderschön.Ich brauche dich. Nur dich. Denn ich liebe dich. Und ich werde mit dir gehen. Werde mit dir das Bewusstsein verlassen, gemeinsam. Hand in Hand. Ich habe dir alles versprochen, habe dir mein Herz versprochen, habe mich dir verprochen. Habe geschworen. Und wir werden gemeinsam sterben, in dieser Kälte. Aber wir werden gemeinsam sterben, in unserer Liebe." er schrie diese Worte hinaus.
Erschrocken sah sie ihn durch ihre Tränen an. Doch dann lächelte sie milde. "Ja." war ihre Antwort. Als sie ihm einen letzten Kuss auf die Lippen hauchte. Als er ihre Hand nahm. Und als sie gemeinsam diese Welt verließen.

Und nun leben sie hier. Nicht bei uns. Doch in diesen Zeilen.
Und sie teilten ihre Liebe. Miteinander. Mit euch.

Sonntag, 8. Juni 2014

Was siehst du wenn der Regen kommt?

Eine dunkle Wolke bäumte sich am Himmel auf. Regenwetter war im Anmarsch,
und jeder wusste, es wurde Zeit. Alles musste von den Terassen, den offenen Dächern und den Balkonen ins trockene gebracht werden. Der Hebel wurde betätigt und das Gebäude ruckelte. Wenn solche dunkle Wolken ihr Territorium bedeckte, waren alle in Sorge, dass der kleine See in der Mitte, den die runde Burg wie ein Ring umrundete, das Wasser durch die Türen und Fenster spülen würde.
Larson schlüpfte bedächtig durch die Luke und stellte sich auf die kleine Steinerhebung der Mauer. Schritt für Schritt bewegte er sich vorsichtig am schmalen Rand fort und ließ durch sein Gewicht einige Bröckel den Abhang hinabfallen. Er tat das öfter, heimlich, vorsichtig. Und jedes Mal war es Magisch, das Wasser zu sehen, das so weit entfernt war, aber dennoch näher als er dachte. Die Furcht vor dem Fall ließ ihn besondere Vorsicht walten. Er hielt sich klammernd am Gestein fest, sodass seine Knochen Weiß aus seinen Händen hervorstachen. Über ihm am grauem Himmel donnerte es laut und eine der ersten Tropfen traf ihn direkt auf der Nase. Er durfte sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen, das durfte er nicht, nie. Er hielt inne. Es krachte laut vor sich hin und die Tropfen vervielfältigten sich, bis nur noch ein Fluss vom Himmel hinabströmte. Der See stieg weiter an. Wieder betägtige jemand den Hebel. Alles ruckelte. "Scheiße!" schrie er und krallte sich noch mehr fest. Wie war er auf die Idee gekommen, bei so einem Wetter die Mauer entlang zu krakseln? Jetzt war es wohl eh zu spät. Er griff nach einem Fensterrahmen. Der Regen durchtrank ihn. Alles war nass. Seine Haut schien schon vor Nässe zu triefen. Er zitterte vor kälte. Er zitterte vor Angst. Er könnte sterben. Das Fenster riss auf. Er schwang um. Er verlor den Halt. 'Niemand macht das Fenster bei so einem Wetter auf.' war sein letzter banaler Gedanke, bevor er abrutschte. Jemand griff nach ihm. Jemand zog ihn durchs Fenster ins Trockene. Jemand schmiss ihn wie einen Lappen in eine Ecke, in der auch Kohle lagerte. Alles schepperte. Er war Nass und Rußschwarz. Seine Brust schmerzte. Seine Lunge brannte. Sein Herz krampfte. Ihm war kalt. Und trotzdem lachte er. Er lachte bei dem Gedanken, dass er sich erkälten würde. Wer hatte ihn nochmal gerettet? Er sah auf. Da war aber absolut niemand. Der Raum war stockduster. Durch das Fenster zogen Kälte und Regen hinein. Neben ihm ein großer Ofen, aus dem Wärme ströhmte. Welch ein Segen. Er lebte. Welch eine Bestrafung. Er lebte. Und er lachte noch mehr, dass ihm die Brust vor Schmerzen fast zu explodieren drohte. Das war einfach nur eine dämliche Idee. Doch er tat es immer wieder, wenn ihm die Brust schmerzte und die Melancholie ihn wegtrieb. Bis ihn etwas aufhielt. Die Ecke, die Grenze, der schmale Weg umgeben von Schlick, der weg von der Burg führte. Der einsame Weg. Einsam wie er selbst.
Ein leichtes Ziel. Doch das war er schon immer gewesen. Mit leerem Blick an die Holzdecke schlief Larson ein. Die Hand fest um das Amulett verschlossen, dass er einst geschenkt bekommen hatte. Die Augen fest um den zu schützenden Geist verschlossen. Um den Geist, dass in seinem Körper ruhte. Er hörte ihre Stimme im Schlaf "Larson, Larson, Larson.". Hörte das Lächeln in ihrer Stimme. Doch sehen konnte er nichts. Da war nur Schwärze.