Mittwoch, 9. Juli 2014

Grauschatten, Halbschatten, Nachtschatten.
Was bist du, was siehst du, was sagt dein Spiegelbild, was sehe ich?

Habe ich dir je gesagt, dass deine Haare im Licht golden leuchten, oder deine Augen im Schlafe zucken? Habe ich je erwähnt, wie sehr ich es liebe, wenn du dein Marmeladenbrot isst?
Wie du das Brot innerhalb von Sekunden in dich hineinstopfst, als wäre es dein erstes Mal nach unsäglichem Hunger. Wie du dir gierig die Finger leckst und dir danach fast voller wütendem Elan die Zähne putzt. Als könntest du dein Marmeladenbrot zwischen den Zähnen hervorputzen. Wie du dein Spiegelbild anbrummst und danach patzig wie ein Kind in dein Bett trottest. Ich beobachte oft, wie du dich im Schlafe herumdrehst. Wie du deine Decke enger an dich heranziehst, als wäre sie dein Lebenselexier. Ich habe auch schon gesehen, wie du in dein Spiegelbild geblickt hast, und die Tränen dir in die Augen traten. Sie waren dann in deinen schönen dunklen Augen. Sie schlugen ihre Zelte auf, und wollten nicht fortgehen, veranstalteten Feste und tanzten. Tanzten aus ihrem Lager hinaus, deine Wangen hinab. Du warst nicht Glücklich, warst nie Glücklich, und wolltest es vermutlich nie sein.
Dein Körper bebte, erschüttert von dir selbst. Was kann ich dir geben, was würde dich Glücklicher machen?

Liebstes Schwesterherz,
ich bleibe dein Schatten, und ich werde über dich wachen. Über jede einzelne Träne, werde dir jederzeit die Frage beantworten können, wo deine Tränen hingehen, wenn sie fortgehen und deinen Körper verlassen.

Sie gehen zu mir. Sie sammeln sich in meinem Herzen, in meinem Geist, meiner Seele, meiner Essenz.

Sie bringen mir ein Teil meiner Liebe, die ich dir brachte, die du fließen lässt, mir zurückschenkst, jederzeit, wenn du an mich denkst. Denn wenn du an mich denkst, denkst du an unsere Liebe.

Liebstes Schwesterherz.
Vermisse mich nicht, so vermisse dich, vermisse dein Glück, und hole es dir zurück.
Denn umso Glücklicher du bist, umso näher bist du mir. Denn dein Glück bringt dich umso näher zu mir, denn es ist auch meines.

Also kehre bald zurück. In das Licht. In das Licht des Glücks.

Auch wenn ich nicht mehr da bin,
bin ich dennoch dein

Schatten.
Der Duft nach Strand,
die Augen wie das Meer.
Die Haut farben wie Sand,
über Wellen kamst du her.

Die Götter riefen so laut,
die Schatten so klein.
Kälte gefriert deine Haut,
Schatten wolltest du sein.

Du stiegst Dächer empor,
deine Haare wehten im Wind.
Zauberste Sterne hervor,
Sodass dich keiner find.

Du bist mein Sternenkind,
mein schwimmender Geist.
Seicht wie Gewässer sind,
doch so laut meinen Namen schreist.

Was uns bewegte,
was uns auch immer trug.
Was unsere Geister regte,
unsere Augen aufschlug.

Der Duft nach Strand,
die Augen wie das Meer,
Die Haut farben wie Sand,
über Wellen kamst du her.

Über Wellen gingst du,
kamst für mich an Land.
So fandest du deine ruh',
Sitze nun allein im Sand.